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Vertrieb 
Freitag, 18.05.2018

Kooperation statt Konfrontation: Warum manche Insur- und FinTechs erfolgreicher sind

Es ist erst drei Jahre her, dass zahlreiche Startups in die Versicherungsbranche Einzug hielten und sie nachhaltig veränderten. Seitdem gibt es kaum eine Veranstaltung in der Branche, bei dem über sie und den Einfluss, den sie auf die etablierten Versicherer haben, nicht in irgendeiner Form diskutiert wird.

Für ein Versicherungsunternehmen, das auf eine Firmengeschichte von 100 Jahren und mehr zurückblickt, sind drei Jahre ein kurzer Zeitraum - für die Startup-Szene, zu der die Insur- und FinTechs gehören, eine halbe Ewigkeit. Deshalb passt es zu ihrem Selbstverständnis, dass die Szene sich immer wieder verändert. Am deutlichsten sichtbar wurde das im vergangenen Jahr, als die ersten vier digitalen Versicherer auf den Markt kamen, die sich nicht nur - wie die erste Generation der Insur- und FinTechs - als Makler betätigen, sondern auch selbst als Risikoträger fungieren. Daneben agieren aber die Insur- und FinTechs der ersten Stunde weiterhin am Markt, wenn auch mit unterschiedlichem Erfolg, wie ein Beitrag in der "Frankfurter Allgemeine" vom 15.05.2018 aufzeigt.

Vom Finanzierungsvolumen her sind Simplesurance, das in Deutschland unter der Marke Schutzklick auftritt, und Clark sowie wefox am erfolgreichsten - alle drei rangieren unter den Top Ten im internationalen Maßstab. Insbesondere Clark und Simplesurance konnten in der letzten Finanzierungsrunde mehr als 20 Mio. Dollar einsammeln und haben so genug Kapital, um insbesondere die IT, das Herzstück aller Insur- und FinTechs, weiter auszubauen und zu verfeinern. Clark hat sich darauf konzentriert, alle Dienstleistungen eines herkömmlichen Maklers digital anzubieten und die Prozesse im Kontakt mit den Kunden dabei immer stärker zu automatisieren. Dadurch konnte die Größe des Teams trotz des Wachstums von anfänglich 500 auf jetzt knapp 100.000 Kunden konstant bleiben.

Ebenfalls strikt bei seinem ursprünglichen Geschäftsmodell geblieben ist Simplesurance, das sich auf Handyversicherungen konzentriert, die von einer herkömmlichen Hausratspolice nicht abgedeckt werden und mit der das Unternehmen eine Alleinstellung hat. Da sie gleich beim Kauf abgeschlossen werden können, muss Schutzklick/Simplesurance nicht viel in die Kundenakquisition investieren. Diese Kosten waren bei anderen Insur- und FinTechs der ersten Stunde sehr hoch und teilweise ein wesentlicher Grund dafür, warum sie, wie Knip, weniger Erfolg hatten.

Neben dem stringent beibehaltenen Geschäftsmodell haben beide als weitere Gemeinsamkeit, dass sie grundsätzlich auf eine internationale Perspektive setzen. Dabei gehen sie aber nicht auf Konfrontationskurs zur etablierten Versicherungswirtschaft, sondern sind offen für Kooperationen und Beteiligungen. So ist beispielsweise die Allianz strategischer Investor bei Schutzklick, aber auch der japanische Internetkonzern Rakuten. Clark dagegen wird in Zukunft mit der Versicherungskammer Bayern kooperieren. Diese will die Maklertechnologie von Clark ihren Kunden anbieten und dafür eine Lizenzgebühr an das FinTech zahlen. Eine klare Linie bei der Geschäftspolitik ohne eine feindliche Strategie gegenüber der etablierten Konkurrenz - das scheint das Erfolgsgeheimnis derjenigen Insur- und FinTechs zu sein, die ihre Marktposition halten und ausbauen konnten.

Dieser Beitrag wurde erstellt von Susanne Görsdorf-Kegel.

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